In ihrer fotografischen Auseinandersetzung mit Armut in Österreich beschäftigt sich Hannah Mayr mit der Frage, was Armut für betroffene Menschen konkret bedeutet. Ausgangspunkt der Arbeit sind Berichte von Armutsbetroffenen darüber, woran es ihnen am meisten fehlt. Sich bestimmte Produkte und Aktivitäten nicht leisten zu können bedeutet, auch von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen zu sein; es bedeutet, auf Dinge verzichten zu müssen, die wichtig für die körperliche und psychische Gesundheit sind.
In den inszenierten Selbstporträts geht es zudem um die Scham, mit der viele Armutsbetroffene leben und die sie häufig daran hindert, sich die Unterstützung zu holen, die ihnen zusteht. Sie erleben soziale Benachteiligung in einer Gesellschaft, in der der Mythos "Wer arm ist, ist selbst schuld" verbreitet ist. Er stimmt nachweislich nicht: die Ursache von Armut ist meist strukturell bedingt und liegt nicht im individuellen Versagen der Betroffenen.